15.02.2022
Auenwiesen

Normalerweise denkt man bei einem Naturschutzgebiet nicht zu aller erst an den Menschen. Doch ohne ständiges menschliches Eingreifen wäre ein Lebensraum, wie die wunderschönen Auenwiesen der Mittleren Elbe verloren!

Das liegt daran, dass die wechselfeuchten Wiesen der Elbaue zu großen Teilen erst durch menschliche Nutzung entstanden sind. Die Rodung der Auenwälder und eine Beweidung der Flächen führte schon vor Jahrhunderten zur Entstehung eines Lebensraumes, der mittlerweile zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas gezählt wird.

Die wechselfeuchten Wiesen der Mittleren Elbe beheimaten eine Artenvielfalt, die es nur noch an wenigen Orten in Deutschland gibt.
Ob der gelbe Bocksbart (Tragopogon pratensis) mit seinem großen runden Fruchtstand, die blauviolette Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) oder der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) mit seiner verblüffenden Beziehung zum Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous):
Auenwiesen haben viele spannende und interessante Geschichten zu erzählen! Es zeigt sich bei jedem Besuch ein anderes Bild: je nach Standort der Wiese und Zeitpunkt im Jahr (vor oder nach der Mahd und bei wechselnden Hochwasserereignissen).

Die Ausbreitung der intensiven Landwirtschaft und damit einhergehend die steigende Düngung sowie die Entwässerung vieler Auenwiesen, führte zum Verlust vieler artenreicher Wiesengesellschaften. Um ihre Vielfalt zu erhalten muss eine enge Absprache mit den Bewirtschaftern erfolgen und eine dynamische Flusslandschaft mit wechselnden Wasserständen gewährleistet sein. Nur gemeinsam können wir diese Lebensräume erhalten!

Wusstest du schon? Um eine zerstörte Auenwiesen wiederherzustellen ist oft mehr nötig als eine reine Änderung der Nutzung. Wissenschaftlerinnen des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung aus Halle (Saale) fanden heraus, dass eine Wiederbesiedlung von Pflanzen-Arten alleine, in absehbarer Zeit, kaum stattfinden wird (Bischoff et. al 2009). Deshalb wird in der Naturschutzarbeit an der Mittleren Elbe oft auf sogenannte Mahdgutübertragungs-Programme zurückgegriffen. Dabei wird der Schnitt der einen artenreichen Auenwiese dazu genutzt, Arten auf benachbarten Wiesen zu etablieren. So wird der natürliche Besiedlungsprozess beschleunigt.

 

Bischoff, A., Warthemann, G., Klotz, S. (2009): Succession of floodplain grasslands following reduction in land use intensity: the importance of environmental conditions, management and dispersal J.Appl.Ecol. 46 (1), 241-249